Titel: Sarca - il fiume Sarca (1995)  
  Besetzung: 7 Bläser und Kontrabaß  
  Dauer: 13 Min.  
  Uraufführung:

Freiburg Historisches Kaufhaus
22.5.1995
Ensemble Aventure

 
  Auftrag: Ensemble Aventure  
  Verlag: Ricordi, München  
  CD: Octandre, Ensemble Aventure, AM 1147-2, Ars Musici (Freiburger Musik Forum)  
  Kommentar: Eine weitausholende Melodie. Von allen gespielt, jeder in seiner Lage: ein Akkordband. Um die Emphase des Klangraumes nicht dauernd einschränken zu müssen, häufiger Wechsel zu alternierenden Instrumenten: Flöte zu Piccolo und Baßflöte, Oboe zu Englischhorn, Klarinette zu Baßklarinette. Das Wechseln gewinnt während der kompositorischen Arbeit einen eigenen konzeptionellen Rang. Von der Baßflöte zur Piccolo zu wechseln, ist ja eine rabiate Veränderung der Ausdruckskraft, von der Oboe zum Englischhorn wechseln bedeutet zugleich, sich in eine andere Grundfarbe zu begeben. Daher dann auch drastischere Veränderungen: Flöte wechselt zu harten Fellinstrumenten, Posaune zu einsaitigem Streichinstrument, alle wechseln zu Blechbüchsen... Alle sollen immer spielen, aber das Wechseln braucht Zeit. So wird der Klang jedesmal unterbrochen, wenn gewechselt werden muß: Ein stockendes, ataktisches Fließen. Erinnert mich an den mühseligen und schluchtenreichen Lauf eines Flusses in Oberitalien, der Sarca, die bei Riva in den Gardasee mündet. Die Kraft-Geschichte dieses Flusses metaphorisch nutzen. Er hat es mit ungeheuren geologischen Hindernissen zu tun, an gewaltige Felsbrocken immer wieder anbrausen, ein enormer Verschleiß an Kraft, um überhaupt weiterzukommen. Tendenz: sich aufbrauchen, sich verzehren. Aspekt Ensemblespiel: es spielen stets alle gleichzeitig. Auf den ersten Blick das Gegenteil einer brauchbaren Ensemblekonzeption. Tatsächlich aber: die höchste Form denkbaren Zusammenspiels. Ein konzeptionsgeschichtliches Stadium, in dem die Souveränität der Einzelstimme derart unanfechtbar ist, daß sie sich nicht mehr durch individuelle Abweichungen dauernd erweisen muß. Sie ist nur noch der andere Klang, hat vollständig seine Bestimmung darin, sich anderen Klängen zu assoziieren, ohne Differenz im Rhythmischen, Dynamischen oder gar im Figurativen, die pure Beschaffenheit ist alles.
       
       
       
       
       
       
   
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