Titel:

Don't cry, mummy isn't here anyway - memories of a temptingly morbid summer (1982)

 
  Besetzung: Bratsche  
  Dauer: 9 Min  
  Auftrag:

Insel Hombroich

 
  Uraufführung: Museumsinsel Hombroich, Labyrinth
5.Juni 1986
Hirofumi Fukai, Bratsche
 
  Verlag: Ricordi, München  
  Kommentar:

Rolf Riehm
Aus dem Bericht einer Tageszeitung vom 13. 8. 1982:
"Israelische Kampfflugzeuge flogen am Donnerstag den vierten Tag hintereinander Angriffe auf West-Beirut. Bei den bisher schlimmsten Bombardements sollen mindestens 400 Menschen getötet worden sein."
Das Fernsehen zeigt zerstörte Stadtteile. Am Bildrand ist ein Kinderwagen zu erkennen.
Mitte September findet unter den Augen der in Beirut eingerückten israelischen Truppen ein grausames, unbegreifliches Massaker im Palestinenserlager Chatila statt.
Wir halten uns in diesen Wochen in Korsika auf. An einer Stelle ist uns die Straße versperrt. Ein Flächenbrand tobt und nähert sich der Stadt.Wir übernachten am Meer. Als wir tags darauf zurückkommen, ist die Stelle unbenutzbar, überall liegt verkohltes Gesträuch herum, hier und da noch Schwelbrände.
Die Hitze in Deutschland übersteigt weit die Mittelwerte. Die Sprache dieses Sommers ist die der sengenden Zerstörung. Das Mark in den Knochen der sedierten Körper - der individuellen wie der kollektiven - beginnt zu verdorren.
Bei einer Frau in meiner Verwandtschaft wird ein Gehirntumor entdeckt, ein an Krebs dahinsiechender Bekannter kann nur noch mit Hilfe steigender Morphiumdosierung die Schmerzen ertragen.
Komponieren: den Bestand an "emotionaler Sensibilität" sichern.

(1986)




 
       
       
       
       
       
       
   
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